Provence (117)

Verlangen nach der Provence?

Was inspirierte Picasso dazu, ein Schloss in der Provence zu erwerben? Welcher andere Ort als die Provence hätte den entspannten Sport Pétanque hervorbringen können? Vielleicht ist es ratsam, sich zuerst auf einen köstlichen, frischen provenzalischen Rosé zu einigen, bevor die vielen einzigartigen Facetten dieser unvorstellbar schönen Region erörtert werden.

Die Weinstile der Provence

Man könnte beinahe von einem einzigen Weinstil sprechen: Über 600 Winzerbetriebe produzieren jährlich rund 1,2 Millionen Hektoliter Wein, wobei fast 90 Prozent davon in einer einzigen, damit sehr hellen Farbe zu finden sind. Der typische Rosé aus der Provence präsentiert sich in einem hellen Lachsrosa, das keinen Rückschluss auf seinen starken, jedoch meist filigranen mineralischen Charakter zulässt. Ein herausragendes Beispiel der letzten Jahre ist der renommierte Miraval Rosé Côtes de Provence AOC vom Château Miraval, dem Weingut von Angelina Jolie und Brad Pitt. 

Rosé – und nichts weiter? Nicht ganz.

Einige AOPs wie Rasteau und Bandol stehen für ausdrucksstarke, gehaltvolle Rotweine und raffiniert-elegante Weißweine, wie den Rasteau AOP von der Domaine Notre Dame des Pallieres oder den Blanc Bandol AOP vom Château de Pibarnon.

Die Sonne der Provence und der Mistral 

Wie sieht ein ideales Weinbaugebiet aus? 3.000 Sonnenstunden im Jahr sowie Lagen in der Nähe des Meeres, auf bis zu 500 Metern Berghöhe oder in geschützten Tälern schaffen hervorragende Bedingungen. Kalk- und geröllhaltige, sandige Böden, wie rund um den Mont Sainte-Victoire oder im Bereich der Alpes Maritimes, unterstützen dies zusätzlich. Trotz heftiger Stürme von Herbst bis Frühjahr gedeihen die Reben prächtig. Der Mistral, der zunächst sanft und warm weht, bringt bald kräftige Kälte mit sich. Er entfernt überschüssige Feuchtigkeit von den Pflanzen und den ohnehin durchlässigen Böden, was dem häufig in der Provence betriebenen biologischen Weinbau zugutekommt, da dieser natürlichen Schutz vor Pilzen, Parasiten und anderen Fäulniskrankheiten bietet.

Provence: Die Anlage der Weinberge

So hilfreich der Mistral für die Gesundheit der Weinberge ist, so schädlich kann er sich auf empfindliche Triebe und wachsende Trauben auswirken. In ungeschützten Lagen der Vaucluse, an den Bouches du Rhône, an der Côte d'Azur und in den flacheren Ausläufern der Alpes Maritimes findet man teils noch die traditionelle, windanfällige Busch- oder Gobelet-Erziehung. Diese weicht zunehmend modernen Rebbausystemen, die in Windrichtung ausgerichtete Spalierreihen bieten und so dem Mistral weniger Widerstand leisten. Ein typisches Merkmal des provenzalischen Weinbaustils sind die "restanques": Seit Jahrhunderten werden Weinberge an steileren Hängen in schmalen Terrassen angelegt, die durch auch heute noch manuell errichtete Mauern gestützt werden und der Erosion durch Wasser und Wind entgegenwirken. 

Die 13 wichtigsten Rebsorten im Rosé-Paradies

Für die Vinifizierung sind in den AOCs und IGPs der Provence insgesamt 36 Rebsorten zugelassen. Die meisten, darunter Sauvignon Blanc und Sémillon, sind jedoch nicht überall vertreten. Einige regionale Rebsorten wie Pascal, Terret Blanc, Spagnol oder Pignerol verschwinden nach und nach aus den Weinbergen.  

Rote Trauben

Neben Mouvèdre, Grenache und der einheimischen Rebsorte Tibouren werden hauptsächlich Syrah, Cinsault, Carignan und Cabernet Sauvignon für Provence-Weine verwendet. 

Weiße Trauben

Als älteste bekannte (nicht autochthone) Rebsorte der Region verleiht die eng mit dem Vermentino verwandte Rolle den Provence-Weinen einen an Zitrusfrüchte und reife Birnen erinnernden Charakter. Der Côtes de Provence AOC Rosé vom Château d'Esclans kombiniert sie beispielsweise mit vier roten Rebsorten - Cinsault, Grenache, Syrah und Tibouren - zu einer hervorragenden Cuvée. Neben der Rolle werden auch die weißen Rebsorten Clairette, Marsanne, Sémillon und weißer Bourboulenc kultiviert.

Wissenswertes über die Provence

Welche bedeutenden AOCs gibt es in der Provence?

Wer den Wegen des Weinkritikers Hugh Johnson folgt, wird in der Provence "nur den Namen des Guts oder Winzers" als maßgeblich betrachten. Immerhin sind die AOCs mittlerweile "ein deutlich verlässlicherer Qualitätsleitfaden als früher". Zu den bekanntesten zählen sowohl kleine Juwelen wie die AOCs Bandol, Cassis und Palette als auch größere Denominationen wie die AOC Coteaux d'Aix-en-Provence oder Les Baux-de-Provence (nur für Rotweine). Aus der weitläufigen AOC Côtes de Provence mit ihren Unter-Appellationen Sainte-Victoire, La Londe, Fréjus und Pierrefeu kommen einige der besten Rosés Südfrankreichs. Vielleicht lohnt es sich also, Hugh Johnsons Rat zu befolgen? Alternativ können Sie auch einfach in den Weinregalen von VINELLO stöbern.

Wie kam die Provence zum Wein?

Rosé, der angesagte Wein des 21. Jahrhunderts, hat eine lange Tradition. Vor rund 2.600 Jahren gründeten griechische Händler den Hafen Massalia (das heutige Marseille). Sie brachten nicht nur die ersten Rebstöcke ins Rhônedelta, sondern auch eine Methode zur Herstellung von Roséweinen. Blaue Trauben wurden damals gleich nach der Pressung, wie die weißen, verarbeitet, was dem Wein einen zartrosa Farbton verlieh. Eine längere Maischegärung, welche den Rotweinen ihre intensive Farbe verleiht, wurde in Europa erst später entdeckt. Als die Römer im 2. Jahrhundert v. Chr. das südliche Gallien eroberten, gehörten rosafarbene Weine bereits zu den gefragtesten Handelsgütern der Region.

Welche Methoden zur Rosé-Herstellung werden in der Provence verwendet?

Kurze Maischegärung (Mazeration)

Das charakteristische zarte Lachsrosa der provenzalischen Roséweine entsteht durch eine kurze Gärungsphase: Nach der Traubenpressung bleibt der Saft zwischen sechs Stunden und maximal zwei Tagen mit den Schalen in Kontakt. In diesem relativ kurzen Zeitraum lösen sich Farbpigmente und Tannine nur begrenzt aus den Schalen. Im Gegensatz dazu dauert die Mazeration bei der Herstellung von Rotwein zwischen vier Tagen und vier Wochen.

Saignée-Methode

Das "Ausbluten" (französisch "saigner" = "bluten") ermöglicht die gleichzeitige Herstellung von kräftigem Rotwein und feinem Rosé: Ein Teil des Mosts wird nach spätestens 48 Stunden von der Maische abgezogen und separat zu Roséwein verarbeitet. Das im Tank verbleibende Gemisch hat eine höhere Konzentration an Schalen im Saft, was zu einem Rotwein mit dichterer Struktur und intensiver Farbe führt. Nach der Saignée-Methode erzeugte Rosés sind in der Regel leicht und fruchtig, mit frischen Zitrus- und Erdbeeraromen.

Cuvées

IGP- oder AOC-Rosés dürfen einen kleinen Anteil an weißen Rebsorten enthalten, vorausgesetzt, diese werden zusammen mit den roten Trauben vergoren. Ein Verschnitt nach der Mazeration ist durch das EU-Recht nicht gestattet; eine Ausnahme gilt für Rosé-Schaumweine, einschließlich Champagne Rosé.

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