Carménère Weine (102)

Die Carmenere-Rebe

Carmenere-Reben sind Merlot-Reben sehr ähnlich, weshalb oft über ihre verwandtschaftlichen Beziehungen spekuliert wird und es nicht selten zu Verwechslungen kommt. Die Unterschiede zwischen Carmenere und Merlot liegen in der leicht ro roten Färbung ihrer Blätter und einem späteren Reifezeitpunkt von etwa 3 Wochen. Darüber hinaus ist Carmenere geschmacklich intensiver als Merlot und zählt nach Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon zu den "schwersten" Rotweinen.

Geschmack des Carmenere-Weins

Carmenere-Weine sind im Allgemeinen angenehm und gut trinkbar. Sie zeichnen sich durch einen niedrigen Tanningehalt, ihre dunkelrote Farbe sowie eine Aromenvielfalt von Beerenfrüchten, Schokolade, Leder und Tabak aus. Häufig wird Carmenere reinsortig ausgebaut, und durch die Lagerung in Barriques lassen sich äußerst feine, komplexe Weine herstellen.

Carmenere - Eine Erfolgsstory aus Chile

Eine beachtliche Erfolgsstory hat die Carmenere-Rebe in Chile erlebt, wo sie seit der Mitte des 19. Jahrhunderts kultiviert wird. Aufgrund ihrer Ähnlichkeit zur Merlot-Rebe wurden aus Frankreich importierte Carmenere-Reben häufig zusammen mit Merlot in Mischungen angebaut. Nachdem Carmenere wegen der Reblausplage in Europa nahezu vollständig verschwand, geriet der Name in Chile in Vergessenheit, und ihre Reben wurden als Varianten des Merlot angesehen. Chile blieb aufgrund seiner geografischen Isolation vor der Reblausplage verschont, wodurch die Carmenere-Rebe unentdeckt überlebte. Ein französischer Rebenkundler brachte 1994 Licht ins Dunkel, indem er mittels DNA-Analyse feststellte, dass die chilenischen „Merlot“-Reben tatsächlich Carmenere-Reben waren.

Die chilenischen Winzer erkannten das Potenzial, das darin bestand, Carmenere-Weine nahezu exklusiv anzubieten. Sie erweiterten die Anbauflächen für Carmenere-Reben, und 1996 wurden die ersten reinsortigen Carmenere-Weine von der Weinkellerei Carmen produziert. Inzwischen wird Carmenere in Chile auf über 7.200 Hektar angebaut, wobei nahezu 30% der Carmenere-Weine aus Chile als qualitativ hochwertig eingestuft wurden. In den unteren Preiskategorien findet man überwiegend Carmenere-Mischweine. Langsam nimmt die Bedeutung der Carmenere-Rebe auch in Europa wieder zu. So werden beispielsweise in Norditalien ansprechende reinsortige Carmenere-Weine hergestellt, und die Weinregion Venetien hat mit den Vini del Piave Carménère die erste Herkunftsbezeichnung für Carmenere-Weine in Italien mit DOC-Status.