Wein aus Sizilien (400)

Sizilien Wein; Marsala, Nero d’Avola, bellissima!

Der Marsala Dessertwein brachte Sizilien einst großen Ruhm - doch die Zeiten haben sich geändert. Aufgrund einer rückläufigen Nachfrage und dem drastischen Rückgang des Weinanbaus schien das fruchtbare Land nun lediglich Olivenöl und Weizen hervorzubringen. Erst durch ein neues Bewusstsein für lokale Stärken, immense Investitionen und ein erhöhtes Qualitätsbewusstsein erhielten die Winzer neuen Antrieb, weshalb Sizilien heute weltweit gefragter und beliebter Weinproduzent ist.

Wein aus Sizilien - von Marsala über Avola bis zum Ätna

Die dunkle Rebsorte Nero d’Avola steht wie keine andere Traube für den Aufstieg der Mittelmeerinsel. Dieser robuste und gut strukturierte Rotwein verkörpert die Wärme, die Winde und das Temperament Siziliens. Dennoch sind es vielmehr Weißweine, die uns aus dem Süden Italiens erreichen. Mit einheimischen Rebsorten wie Grillo, Catarrato und Fiano sowie importierten Chardonnay und sogar Riesling schaffen es die Winzer, moderne Kellereitechniken einzusetzen, um eine breite Palette an leichten, spritzigen und frischen Weißweinen zu produzieren. 

Spezialitäten wie Etna Rosso und Rotweine aus der einheimischen Rebsorte Nerello eröffnen ein weiteres Spektrum an Weintypen aus Sizilien. Dank des Vulkangesteins zeichnen sich die Weine durch eine ausgeprägte Mineralität aus. Die intensiven Sonnenstunden verleihen dem weltberühmten Marsala Likörwein seine charakteristische Süße und geschmeidige Struktur, die beides zu einer unverzichtbaren Zutat für verschiedene Gerichte macht. 

Der Weinbau auf Sizilien hat viel zu bieten und viel mehr zu entdecken - nicht zuletzt aufgrund der bewegten Geschichte, die die Mittelmeerinsel geprägt hat und die Vielfalt, den Genuss sowie die Weltklasse definiert.

Geschichte des Weinbaus in Sizilien

Die Geschichte begann mit vulkanischer Untersee-Aktivität und tektonischen Verschiebungen, denn Sizilien ist nicht zuletzt die Heimat des ruhenden Ätna, der mit seinem Vulkangestein ein einzigartiges Aroma im Wein hervorbringen kann. 

Im Folgenden förderten zahlreiche Stämme und Völker unterschiedlich stark den Weinbau. Die ersten Dokumentationen kommen von Phönikern und Griechen, die mit den ersten Handelszentren auf Sizilien den lokalen Wein im Mittelmeer verbreiteten. Antike griechische Kolonien wie Syrakus deuten auf einen griechischen Ursprung vieler Rebsorten hin. Besonders die Rebsorte Grecanico klingt sehr griechisch.

Die wechselvolle Geschichte setzt sich unter verschiedenen Völkern und Besetzern fort. Während Römer und Phönizier dem Weinbau zugewandt waren, hatten Karthager, Araber und barbarische Stämme aus dem Norden weniger Interesse daran. Dennoch prägten sie die Wirtschaft Siziliens - die Araber intensivierten den Anbau von Oliven und Mandeln. All diese landwirtschaftlichen Produkte zieren bis heute die Landschaft Siziliens.

Spätestens um 1780 schätzten die Briten die Spezialität Marsala sehr. Dieser Süßwein trug sicherlich zur hohen Moral der Seeleute der britischen Flotte bei. 

Die alten Stärken schwinden

Der Marsala Süßwein aus Sizilien hatte durch das britische Empire einen profitablen Absatzmarkt. Dieser Sonderstatus konnte jedoch nicht aufrechterhalten werden - der Marsala Likörwein geriet aus der Mode. Obwohl der süße Wein aus Sizilien nach wie vor beliebt ist und in der italienischen Küche für Fleischgerichte verwendet wird, hat sich der Geschmack vieler Weintrinker gewandelt. Dies führte zu einem dramatischen Rückgang des Weinbaus auf der Mittelmeerinsel - die Winzer reagierten nicht prompt auf die Nachfrage und passten die Strukturen nicht an. Nur wenige Winzer exportierten ihren Wein; der Großteil blieb in den Händen von Genossenschaften, die oft nur als Cuvéepartner in andere Regionen exportierten.

Ein Umdenken im sizilianischen Weinbau

Betrachtet man den drastischen Rückgang des Weinbaus, ist es verwunderlich, denn die Insel bietet ein einzigartiges Terroir, das ideale Bedingungen für zahlreiche Rebsorten schafft. Dies blieb auch den lokalen Winzern und Landwirten in den 1980er Jahren nicht verborgen. In einem großen Aufschwung entstanden neue Weingärten, doch oft stand mehr die Masse als die Klasse im Vordergrund, sodass die Qualität oft insuffizient blieb. Erst die Rückbesinnung auf einheimische Rebsorten, hohe Qualitätsstandards und die Reduzierung der Anbaufläche stärkten den Weinbau und führten ihn zurück auf den Erfolgsweg. Massive Investitionen wurden getätigt, und die veralteten Techniken wurden durch innovative Weinbautechniken ersetzt.

Das neue Sizilien

Das moderne Sizilien und sein Weinbau haben sich durch das hiesige Terroir sowie die Auswahl erstklassiger einheimischer Rebsorten in der Weinszene etabliert. Die autochthonen Rebsorten Frappato, Inzolia, Grillo, Nerello Mascalese, Nerello Cappuccio und Catarratto glänzen durch Finesse und Charakter. Besonders der kräftige Nero d’Avola hat es geschafft, in der Klasse der besten Rotweine Europas Sizilien zu repräsentieren. Viele hochwertige Weine tragen neben der Bezeichnung Sicilia auch den IGT oder DOC Status. Besondere Weinspezialitäten wie der Le Sabbie dell’Etna Rosso, hergestellt aus den Sorten Nerello Cappuccio und Nerello Mascalese, sind zwar auf Sizilien zu finden, aber nur selten erhältlich.

IGT Terre Siciliane und DOC Sicilia

Die kontinuierliche Steigerung der Qualität und insbesondere des sizilianischen Weins führte seit dem Jahrgang 2012 zur Anerkennung eines eigenen DOC Status. Damit wurden die DOC Sicilia und IGT Terre Siciliane geschaffen, die das alte Sicilia IGT ablösen. 

Die Qualitätskategorie IGT (Indicazione Geografica Tipica) umfasst die Landweine, die, im Gegensatz zu Deutschland, auch erstklassige Qualitäten aufweisen können. Ein großer Teil der Anbauflächen und Kellerarbeiten erfolgt unter den Richtlinien des IGT Terre Siciliane. Das Land bietet eine Vielfalt an Böden und Landschaften: Gebirgen im Norden, Hügeln im Südwesten und im zentralen Sizilien sowie einem ausgedehnten Plateau, ergänzt durch den vulkanischen Untergrund des Ätna im Osten.

Das DOC Sicilia (Denominazione di Origine Controllata) wurde ebenfalls ab dem Jahrgang 2012 eingeführt und umfasst sämtliche Weine der Insel. So können sich die Spitzenerzeugnisse Siziliens nun als echte Sizilianer präsentieren. Weinliebhaber erkennen auf den ersten Blick, dass Weine aus dem DOC Contea di Sclafani aus dem DOC Sicilia Contea di Sclafani stammen. Ohne dieses Zusatz würde nur die wenigsten wissen, dass es sich um einen sizilianischen Wein handelt. Dank der wachsenden Reputation des Anbaugebietes profitieren auch die DOC und DOCG Weine aus Sizilien erheblich vom DOC Sicilia, obgleich strenge Richtlinien und Kontrollen mit diesem Status verbunden sind.

DOC Anbaugebiete Siziliens

Marsala

Um die im Westen der Insel liegende Hafenstadt Marsala erstreckt sich das Marsala DOC, das vor allem für den berühmten Dessertwein bekannt ist. Entsprechend den DOC-Richtlinien werden daher hauptsächlich die für Marsala zugelassenen Rebsorten kultiviert, einschließlich Nero d’Avola, Grillo und Catarratto.

Menfi

Mit dem DOC Menfi verfügen die Provinzen Agrigent und Trapani über ein erstklassiges Anbaugebiet, das sowohl Weiß- als auch Rotweine von höchster Qualität hervorbringt. Für die Weine aus dem DOC Menfi dürfen nur ausgewählte Rebsorten verwendet werden: Chardonnay, Grecanico, Sangiovese und Nero d’Avola.

Alcamo

Ebenfalls im westlichen Teil der Insel liegt Alcamo, eine DOC-Appellation in der Nähe von Palermo. Dieses sizilianische Anbaugebiet bietet eine Vielzahl von Weintypen, vom Verschnittwein bis hin zu sortenreinen Weinen. Dazu zählen Alcamo Rosso und Alcamo Rosato. Für den ersten sind mindestens 60 % Nero d’Avola gefordert, und auch der Rosato greift gerne auf dunkle Trauben zurück.

Faro

Im nordöstlichen Teil Siziliens liegt das DOC Anbaugebiet Faro, dessen Zentrum die Stadt Messina bildet. Hier entstehen exquisite Weine mit unverwechselbarem Charakter, wobei die Hauptaugenmerke auf den Rebsorten Nerello Mascalese und Nerello Cappuccio liegen. Die Hochlage und die kühlen Nachttemperaturen der Region sorgen für eine unvergleichliche Frische in den Rotweinen des DOC Faro.

Cerasuolo di Vittoria

Der Cerasuolo di Vittoria DOCG Wein stammt aus dem gleichnamigen Anbaugebiet und hat eigene Richtlinien, die klar die erforderlichen Rebsorten und Erntemethoden definieren. Dabei muss der Anteil an Nero d’Avola zwischen 50 und 70 % liegen, während Frappato ergänzend hinzugefügt wird. Die Trauben wachsen im Süden der Insel, von Ragusa bis Catania. 

Eloro

Unweit von Cerasuolo di Vittoria erstrecken sich die Weinberge des Anbaugebiets Eloro, das besonders für Rosé- und Rotweine bekannt ist. Zwischen Syrakus, Noto und Ragusa wachsen die Rebsorten Pignatello, Frappato und Nero d’Avola, die gemäß den DOC-Vorgaben den Großteil der fast reinsortigen Weine ausmachen.

Ätna

Am Fuße des imposanten Ätna verwandeln sich die Rebstöcke in mineralreichen Vulkanboden. Unter diesen Bedingungen gedeihen die weißen Rebsorten besonders gut, allen voran Carricante, Catarratto Bianco und Trebbiano. Hinsichtlich des Rotweins ist die wichtigste Sorte Nerello Mascalese, die zu 80 % in DOC Weinen aus dem Ätna enthalten sein muss.

Malvasia delle Lipari

Die Liparischen Inseln nördlich von Sizilien sind berühmt für den süßen Weißwein Malvasia, der aus Malvasia di Sardegna und Korinthiaki erzeugt wird. Das DOC Malvasia delle Lipari nimmt somit eine Sonderstellung ein, da hier kaum oder gar keine typisch sizilianischen Rebsorten angebaut werden. 

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