Toskana (630)

Chianti und andere Kultweine aus der Toskana

Wein als Souvenir aus Italien – die charakteristischen dickbauchigen, strohumflochtenen Chianti-Flaschen sind das Sinnbild davon. Sie sollen als Kerzenhalter südliches Flair verbreiten. Neben dem Piemont ist die Toskana das bekannteste Weinbaugebiet Italiens und die Heimat vieler erlesener Weine, zu denen der reinsortige Brunello di Montalcino, der frische Vernaccia di San Gimignano und klassische Dessertweine wie Vin Santo di Carmignano zählen.

Klima und Böden in der Toskana – die perfekte Heimat für die Sangiovese-Traube

Die Küstenregion und die Täler der Toskana zeichnen sich durch ein mildes, trockenes mediterranes Klima aus, während die Hänge der Apenninen unter kontinentalen Wetterverhältnissen mit kalten Wintern, heißen Sommern und reichlichen Niederschlägen leiden. In der Chianti-Region liegen die Weinberge beispielsweise in Höhenlagen von bis zu 700 Metern, was den Anbau der spät reifenden Sangiovese-Traube begünstigt.

Verschiedene Bodentypen, darunter Sandstein, lockere kalkhaltige Mergelböden, Lehm mit geringem Kalkanteil und feine Schotterböden mit hohem Sandanteil, bieten der anpassungsfähigen Rebe die Möglichkeit, ihr volles Potenzial an facettenreichen Aromen zu entfalten.

Weinstile und Rebsorten in der Toskana

Die berühmten Rotweine

Die Toskana vereint nahezu 64.000 Hektar Rebfläche, dominiert von Sangiovese. In der Toskana gibt es nur wenige Weine mit DOCG-Status, bei denen diese einheimische Rebsorte nicht beteiligt ist. Über drei Viertel der Weinbauflächen im Chianti sind mit dieser ertragreichen und wuchsfreudigen Edeltraube bepflanzt; ein Chianti Classico DOCG muss zu mindestens 80 % aus Sangiovese bestehen.

Regionale Variationen der Sangiovese-Traube bilden die Basis für viele berühmte Weine, darunter:

• Brunello (auch Sangiovese Grosso oder Sangioveto genannt), die einzig zugelassene Rebsorte für Brunello di Montalcino DOCG und Rosso di Montalcino DOC,

• Prugnolo gentile in der Vino Nobile di Montepulciano DOCG (Süßwein),

• Morellino in der Morellino di Scansano DOCG.

Die Sangiovese-Traube ergibt gut strukturierte, säure- und tanninhaltige Weine, die meist hellrot sind. Traditionell wird sie mit einheimischen Rebsorten wie Canaiolo Nero, Ciliegiolo oder Colorino verschnitten. Aus Frankreich stammen Rebsorten wie Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Syrah, die vor allem in der südlich gelegenen Küstenregion Maremma, der Heimat der Supertoskaner (siehe unten), angebaut werden.

In neun der elf toskanischen DOCGs sind Sangiovese-Anteile von bis zu 95 % vorgeschrieben. Ausnahmen bilden:

• Elba Aleatico Passito DOCG, ein reinsortiger Dessertwein aus Aleatico-Trauben und

• Vernaccia di San Gimignano DOCG, ein Weißwein, der aus 85 bis 100 % der gleichnamigen Traube hergestellt wird.

Die weißen Trauben der Toskana

Vernaccia di San Gimignano ist die bedeutendste weiße Rebsorte in der Toskana. Sie wird nordwestlich von Siena um die mittelalterliche "Stadt der Türme" San Gimignano kultiviert. 

Zusätzlich spielen unter den einheimischen weißen Rebsorten folgende eine entscheidende Rolle: 

• Trebbiano Toscano, die Hauptsorte von Galestro, Vin Santo del Chianti und del Chianti Classico,

• Malvasia Bianca Lunga (Vin Santo),

• Moscato Bianco (Moscadello di Montalcino)

Interessante Informationen zur Toskana

Was ist der Unterschied zwischen DOC und DOCG?

DOC steht für "Denominazione di Origine Controllata" (kontrollierte Herkunftsbezeichnung) und ist die zweithöchste, staatlich festgelegte Qualitätsstufe für italienische Weine. Die Klassifizierung umfasst Aspekte wie Lage, Rebsorte, Ertrag pro Hektar, Alkoholgehalt und Fassreifung. Die höchste Stufe, "Denominazione di Origine Controllata e Garantita" (kurz DOCG), unterliegt sogar noch strengeren Kriterien, darunter niedrigere Erträge und längere Fassreife. Jede Flasche DOCG-Wein trägt ein nummeriertes staatliches Prüfsiegel. In der Toskana sind 11 der 73 italienischen DOCG-Weine sowie 41 von 334 DOC-Weinen des Landes beheimatet.

Was sind Supertoskaner?

Von der Revolution zur Marktnische: 1971 entwickelte der innovationsfreudige Marchese Piero Antinori, ein Weinunternehmer und Winzer in 26. Generation, zusammen mit dem Önologen Giacomo Tachis den Tignanello. Diese für die Toskana "regionsuntypische" Cuvée aus einheimischem Sangiovese und französischem Cabernet Sauvignon, die beide nach Bordeaux-Art in Barriques getrennt reifen, verstieß gleich doppelt gegen die italienischen Weinbauvorschriften. Der Tignanello erregte international sofort Aufsehen, durfte jedoch wegen der Regelüberschreitungen anfänglich nur als Vino da Tavola verkauft werden. Weitere Supertoskaner wie Ornellaia, Masseto, Monteverro und Sassicaia kamen hinzu. Bisher erhielt nur einer einen DOC (Bolgheri, Unterzone Sassicaia). Wer das Vergnügen einer Begegnung mit einem authentischen toskanischen Kultwein erleben möchte, dem sei der Tignanello Toscana IGT von der Tenuta Tignanello (Antinori) ans Herz gelegt.

Wann spricht man von Chianti Classico, wann von Chianti Riserva?

Ähnlich wie bei Valpolicella Classico oder Soave Classico bezieht sich Chianti Classico auf das historische Kerngebiet einer Region. Historisch bestand das Chianti nur aus der heutigen Classico DOCG; seit 1932 kamen sieben weitere DOCGs hinzu. Für den Chianti Classico DOCG gelten strengere Produktionsrichtlinien als für die übrigen Chianti-Weine:

• Er muss zu mindestens 80 Prozent aus Sangiovese gekeltert sein (andere DOCGs der Toskana: 70 bis 75 Prozent).

• Der Zusatz von weißen Rebsorten ist beim Classico DOCG, als einzigem Chianti, nicht gestattet.

• Der Verkauf von Chianti Classico ist frühestens am 1. Oktober im Jahr nach dem Erntejahr zulässig.

• Das Alkoholvolumen muss mindestens 12 Prozent betragen.

"Riserva" bedeutet eine längere Reifezeit im Vergleich zur Standardversion. Ein Chianti Riserva DOCG muss mindestens zwei Jahre ab dem 1. Januar nach dem Erntejahr lagern. Der Lucarello Chianti Classico Riserva DOCG vom Weingut Borgo Salcetino beispielsweise verbringt 24 Monate im Holzfass, bevor er noch mehrere Monate in der Flasche nachreift.

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